Herbert Blomstedt © Martin UK Lengemann

Fünf Fragen an Herbert Blomstedt

Maestro Herbert Blomstedt über seine langjährige Beziehung zum Tonhalle-Orchester Zürich und welches Werk noch auf seiner Liste steht.

Vor über 37 Jahren – im März 1982 – leiteten Sie das erste Mal das Tonhalle-Orchester Zürich. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Ich war natürlich besonders gespannt auf die erste Begegnung mit einem neuem Orchester, und das in einem Land von dem ich immer geschwärmt hatte, und das zwei Jahre später meine neue Heimat wurde. Ich war damals Chefdirigent der Dresdner Staatskapelle und hatte hohe Erwartungen. Das Orchester und die Tonhalle, haben mich sehr beeindruckt.

Welches Konzert mit dem Tonhalle-Orchester Zürich blieb Ihnen besonders in Erinnerung?

Jedes Konzert mit dem Tonhalle-Orchester ist etwas Besonderes. Aber das Erlebnis wird zurückgedrängt von dem Erlebnis der nächsten Konzerte. Wenn etwas bleibt hat das auch mit einem ungewöhnlichen Werk zu tun, z.B. dem Poesis des schwedischen Komponisten Ingvar Lidholm.

Warum genau dieses?

Ich wollte unserem erfahrenen und hochsensiblen Publikum etwas ganz neues vorstellen, etwas was schon vor fünfzig Jahren komponiert wurde, aber trotzdem heute ebenso frisch und überraschend klingt wie damals, etwas unkonventionelles, ja, teilweise schockierendes, aber etwas was doch musikalisch sofort nachvollziehbar war, ja sogar begeisterungsfähig. Ich moderierte während der Umbaupause, um das Publikum etwas vorzubereiten. Und wir wurden reichlich belohnt: Das Orchester und unser Publikum gingen total mit.

Welche Werke wollen Sie mit dem Tonhalle-Orchester Zürich unbedingt noch aufführen?

Die Liste ist lang. Aber vielleicht etwas, was wenige von meinen Kollegen kennen: Die grosse g-Moll-Sinfonie von meinem Landsmann Wilhelm Stenhammar. Ein Meisterwerk, wie ein geschliffener Diamant. Spätromantisch, aber ohne den üblichen Schwulst. Auch ohne die zu dieser Zeit typische Portion Angst, Sarkasmus, oder Protest. Stattdessen Wärme, Innigkeit, Grösse und Leidenschaft.

Im Oktober wird Paavo Järvi sein Antrittskonzert als neuer Chefdirigent und Music Director des Tonhalle-Orchesters Zürich geben. Gibt es einen guten Tipp, den Sie ihm mitgeben möchten?

Wenn er mich fragen würde, werden wir uns gerne darüber unterhalten. Aber er wird schon die richtigen Antworten kennen. Es wird eine schöne Partnerschaft werden.

published: 14.05.2019